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Dienstag, 06 Dezember 2016 15:14

Interview: Stefan Kraus - Landessportwart Bayern und mehr...

geschrieben von
Stefan Kraus (BBV) & Doris Kriegler (BBV) Stefan Kraus (BBV) & Doris Kriegler (BBV) Touch Magazin
Wir hatten Stefan Kraus auf dem heissen Stuhl, denn in Bayern sind über 2200 Snookerspieler aktiv und passiv gemeldet. Der Turnierleiter der DM muss Rede und Antwort stehen.

Interview mit Stefan Kraus

Turnierleiter DM Snooker und Landessportwart Bayern

 

Hallo Stefan,

Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast.

 

Profil:

Kraus, Stefan

42 Jahr, Verheiratet, 2 Kinder

Wohnort: 91161 Hilpoltstein

Verein: Pool Factory TSG 08 Roth e.V

Historie:

Funktionen und sportliche Höhepunkte im Snooker

Die sportlichen Höhepunkte im Snooker sind nicht allzu groß. Ich spiele leidenschaftlich gerne Snooker. Es ist ein faszinierender Sport, der einen persönlich immer wieder Grenzen aufzeigt. Spielerisch beschränke ich den Sport auf den Liga-Spielbetrieb. Um Turniere zu spielen, fehlt mir leider die Zeit, hier sitze ich weniger am Tisch sondern meist hinter dem Notebook als Turnierleitung.

Daher sind die sportlichen Höhepunkte eher „persönlicher Art“ als statistisch messbar. Ich freue mich, wenn ich mal wieder ein höheres Breake, oder interessante spannende Matches spiele, als Tunrniersiege einfahre.
Neben anfänglichen Funktionen in meinem Heimatverein, der Pool Factory TSG 08 Roth, als Snookersportart und auch Trainer habe ich im Jahr 2014 in Bayern das Amt des Landessportwartes übernommen und investiere seither viel Kraft und Engagement in den Bayerischen Snookersport. Natürlich ist das auch mit vielen Terminen (Bezirks- / Landesmeisterschaften, Ländervergleichskampf, Pokalfinale, etc.) verbunden. Aber das schöne ist, dass mich meine Frau damals mit meinen Hobbies kennengelernt hat und daher auch alle meine Vorhaben unterstützt.

Viele kennen Dich als Turnierleiter der DM Snooker. Seit wann machst Du das und wie kam es dazu?

Die Deutschen Billardmeisterschaften in Bad Wildungen sind jährlich eines der Höhepunkte in meinem Terminkalender. Meine erste DM habe ich im Jahr 2010 bestritten. Die Anfrage ob ich mich als TL für die DM zur Verfügung stellen würde kam damals vom Bundessportwart Thomas Hein. Wir hatten uns dann im August bei den PHC 2010 in Fürth verabredet und schon war es klar, dass ich in diesem Jahr die TL bei den DM übernehmen würde. Es war ein völlig anderes Arbeiten als auf den Turnieren, die ich bis dahin geleitet oder mitgewirkt hatte. Damals noch im „alten“ Kurhaus auf der Bühne hinter einem großen schwarzen Vorhang. Von da aus hatte man einen tollen Blick auf die Tische J.

Da das Kurhaus irgendwann nicht mehr zur Verfügung stand, sind wir dann mit den anderen Billardsportarten in die Wandelhalle umgezogen. Das Arbeiten dort ist sehr viel angenehmer, da die TLs aller Spielarten auf dem Balkon versammelt sind. Das Teamplay und die Kameradschaft auf dieser Veranstaltung im Orga-Bereich sucht wirklich seines Gleichen. Seither mache ich die Turnierleitung bei diesem großartigen Event. Es war jetzt schon mein siebtes Jahr in Folge. Es ist fester Bestandteil in meinem „Jahresurlaubsplan“. Mit 9 Spiel-/Veranstaltungstagen und 10 Präsenztagen ist es schon eine große Veranstaltung der man jedes Jahr entgegenfiebert, man sich aber auch wieder freut, wenn man wieder zu Hause ist. 10 Tage von Früh bis Nacht sind schon eine sehr lange und auch meist anstrengende Zeit.

Du bist auch bei den Paul Hunter Classic in Fürth involviert. Was machst Du dort und wie ist Deine Erfahrung mit den Profis?

Seit dem Jahr 2005 bin ich bei den „Paul-Hunter-Classics“ als Turnierleiter zugegen. Die Turnierleitung besteht eigentlich immer aus denselben Personen. Jürgen und Michael in der Halle, sowie ich und eine weitere Person im Nebenevent (Club – Ballroom Nürnberg). Dieses Event macht die Arbeit besonders spannend. Man hat die Qualifyers, welche vor dem Hauptevent gespielt werden. Dies geht meist von Mittwoch und Donnerstag. Ab Freitag startet dann das Mainevent. Zu diesem Mainevent gibt es jedes Jahr Side-Events. Hier hatten wir schon alles Mögliche. Continental-/Intercontinental-Cup, Pinke GST-Turniere mit z.T. über 100 Startern und dieses Jahr sogar ein Damen Weltranglistenturnier. Das spannende hier ist immer, dass die meistern Sportler an den verschiedenen Events zeitgleich teilnehmen. Um so spannender gestaltet sich hier die Planung der Matchzeiten in den verschiedenen Events. Sicherlich kommt man hier auch mit den Profis zusammen. Sowohl in der Venue, als auch im Club, da diese auch am Side-Event teilnehmen.

Das Zusammentreffen wie auch die Gespräche mit den Profis sind immer vollkommen entspannt.
Es macht wahnsinnig viel Spaß. Anfangs gab es natürlich „Berührungsängste“. Diese waren aber vollkommen unbegründet, da selbst die größten Profisportler Menschen wie Du und ich sind. Ich habe hier schon sehr viele wertvolle Gespräche geführt und es ist immer wieder faszinierend wie locker der Umgang mit den Profis ist. Viele kenne ich schon seit sehr vielen Jahren und man freut sich immer, wenn man sich bei diesem schönen Event in Fürth oder auf einem andern Event trifft.

Als Landessportwart Bayern für den Bereich Snooker bist Du seit wann tätig?

Den Job des LaSpoWa in Bayern mache ich seit dem Jahr 2014. Hier ereilte mich ein Anruf vom damaligen Bay. Präsidenten Bert Jäckel, der mich fragte ob ich das Amt des LaSpoWa in Bayern übernehmen möchte. Nachdem der Vorgänger aus dem Amt ausgeschieden war, hatte sich kein Nachfolger gefunden und der Snookersport in Bayern war organisationslos. Erst war ich mir nicht sicher, ob ich es zeitlich schaffen kann diesem Amt auch gerecht zu werden, da ich ja wusste, wie viel Zeit gerade meine Vorgänger in dieses Amt investiert hatten. Jedoch, nach kurzem „Kriegsrat“ mit meiner Frau und meiner Familie habe ich dann schließlich zugestimmt und fülle seither das Amt nach besten Kräften aus.

Wie viele Snookerspieler gibt es in Bayern?

In der letzten Saison waren es 581 aktiv gemeldete Snookerspieler, die in 8 Ligen (eine Bayern-, zwei Landes-, sowie fünf Bezirksligen und dem Bayernpokal) im Einsatz waren. Hierzu kommen noch 1827 passiv gemeldete Snookerspieler in den einzelnen Vereinen. Insgesamt sind wir noch mit 4 bayerischen Teams in der Bundesliga vertreten. Auch im Jugendbereich sind wir sehr zielstrebig und erfolgreich. Wir haben ein sehr gut funktionierendes Kadersystem mit derzeit 5 Jugendlichen im Snookerbereich.

Was ist Deine Vision für Snooker in Bayern bzw. in Deutschland?

Das ist eine sehr gute Frage zu der es sicherlich viele verschiedene Antworten gibt. Frage drei Funktionäre und Du wirst bestimmt fünf verschiedene Antworten erhalten.

Ich finde es schade, dass Snooker in Bayern und auch bundesweit nur sehr schwer an Zuwachs findet. Gerade durch die TV-Übertragungen auf Eurosport haben wir eigentlich schon sehr viel Sendezeit und auch sehr viele Fans in Deutschland, welche regelmäßig Snooker schauen. Warum bekommen wir diese Fans nicht an die Tische in unseren Vereinen?
Meine Theorie ist, dass jeder Fan, der noch nie vor diesem Tisch gestanden hat der Meinung ist, dass dieser Sport „vermutlich“ so schwierig ist, dass es wenig Sinn macht, ihn mal selber auszuprobieren. Anders kann ich mir es nicht erklären warum wir diesen Personenkreis nicht in unsere Center bekommen. Gerade mit der Aktion „Deutschland spielt Billard“ die ja auch bundesweit über sehr viele Medien beworben wird sollte es auch für Fans attraktiv sein, einmal selber ein Queue in die Hand zu nehmen und sein Glück einmal selbst zu versuchen.

Wir können nur weiter für unseren Sport Werbung machen und versuchen so viele Interessenten wie möglich an unsere Tische zu bekommen, damit unsere Vereine auch in den nächsten Jahren noch möglichst viele Mitglieder haben.

Auch der Unterbau an Jugendlichen darf in unseren Vereinen nicht aussterben. Viele Jugendliche spielen Fußball, oder haben andere Hobbies. Der Weg an den Billardtisch wird leider meist schwer gefunden. Auch Trainingszeiten sind meist in den „Abendstunden“. Ein Training am Nachmittag, womöglich noch in der Schulzeit in Kooperation mit der Schule wäre ideal. Gerade aus meiner letzten beruflichen Tätigkeit weiß ich, dass es auch seitens der Schulen hier großes Interesse geben würde. Leider haben die meisten Vereine zu wenig Trainer oder Betreuer, die verlässlich unter der Woche nachmittags Zeit haben. Im Bereich von „Offenen oder Gebundenen Ganztagesklassen“ kann man als Verein hier sehr interessante Angebote gestalten. Diese Klassen werden meist von einem Bildungsträger geleitet mit dem man hier alle denkbaren Kooperationen eingehen kann. Noch dazu wo es eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten darstellt. Jugendliche werden gefördert in Konzentration, Disziplin, Feinmotorik und mathematischem Verständnis, haben Spaß am Spiel, Teamlpay und die Schulen haben eine weitere Attraktion an Nachmittagsbetreuung mehr. Finanziell durch staatliche Förderung auch leicht zu realisieren. Leider scheitert dieses Konzept bei vielen Vereinen am Personal. Wer hat schon verlässlich einmal in der Woche nachmittags Zeit um dieses verantwortungsvolle „Amt“ zu übernehmen.

So sind wir auf Jugendliche angewiesen, die oftmals neben anderen Hobbies dann auch über Freunde und Bekannte ihren Weg zum Billard finden.

Wieviel Zeit verbringst Du ehrenamtlich mit Snooker pro Woche?

Die Stunden pro Woche habe ich so noch nicht ausgerechnet. Ich weiß, dass ich im Jahr an ca. 60 Veranstaltungstage in Sachen Snookersport unterwegs sind. Dazu kommt noch die Zeit zuhause am PC zur Vorbereitung oder Nachbereitung von Meisterschaften, Ligaplanung, Korrespondenz, Telefonate und und und… es kommt also für ein reines Ehrenamt schon ein bisschen was zusammen.

 

Spielst Du selbst aktiv und seit wann?

Angefangen habe ich Mitte der 90er Jahre in Landsberg am Lech, wo mich ein Vereinskollege im Bella Billard-Center an den Snookertisch gebracht hat. Das hat nicht lange gedauert, bis mich der Sport in seinen Bann gezogen hatte. Vielen Dank Jürgen J , hätte ich Dich nicht kennengelernt, wüsste ich gar nicht wohin mit meiner ganzen Freizeit. Das Spielen beschränkt sich bei mir überwiegend auf den Mannschaftsspielbetrieb. Für Turniere fehlt mir meist die Zeit, da meine Familie auch noch gerne etwas Zeit mit dem Ehemann und Vater verbringen möchte. Ich versuche daher die Termine „auf die nötigsten“ zu beschränken. Klingt jetzt wenig, aber über das Jahr gesehen kommen doch ganz schön viele Termine und Events zusammen

Was würdest Du an der DM verändern?

Wenn Du mich als Mitglied des DM-Orga-Teams fragst, dann würde ich sagen: Nicht viel.
Die DM ist eine Deutsche Großveranstaltung und geht über 9 Tage. An diesen 9 Tagen finden im hessischen Bad Wildungen in allen Spielarten die Entscheidungen in allen Billarddisziplinen statt. Also ein ganz schön großes Programm, welches von Artistik über diverse Karambol- und Kegeldisziplinen bis zu Pool und Snooker reicht. Das Orga-Team und hier gerade die Turnierleiter sind jährlich dabei diese Meisterschaften stetig zu verbessern und feilen jährlich an Turnierplänen und örtlichen Gegebenheiten. Als Beispiel wird für nächstes Jahr an einer Übersichtsdatei gebastelt um alle „running“- und „coming up“-Matches über Beamer in der Halle zu veröffentlichen. Nicht über die „Papieraushänge“. Es gibt jedes Jahr Themen an denen gearbeitet wird. Auch hier natürlich stets ehrenamtlich und in der Freizeit. Ich finde die DM sehr gewinnbringend für den Sport, weil der Zuschauer die Möglichkeit hat sich umfassend über alle Billardspielarten und –disziplinen zu informieren.
Betrachtet man die Deutsche Meisterschaft allerdings nur durch die Snookerbrille ist der Spielbetrieb auf gerade einmal vier Tischen nicht spektakulär. Jede Landesmeisterschaft wird in kürzerer Zeit mit mehr Teilnehmern auf mehr Tischen gespielt. Hier wären mehr Snookertische für die DM schon schön. Man hätte mehr Möglichkeiten was zum Beispiel generelle Erhöhung von Ausspielzielen, Teilnehmerfeldern oder auch Bereicherungen für die DM in Form von weiteren Disziplinen wie zum Beispiel 6reds oder Mannschaftswettkämpfe. Dies lässt sich allerdings mit vier Tischen selbst in 9 Veranstaltungstagen nicht realisieren. Dies finde ich sehr schade, da gerade eine 6reds-Meisterschaft auch durchaus nach Bad Wildungen zu den großen Deutschen Meisterschaften gehört.

Aber wie schon angedeutet würde es den Rahmen sprengen, da in der Halle auch nicht mehr Snookertische untergebracht werden können. Die Pooldisziplinen wurden in den letzten Jahren schon um Tische beschnitten. Daher sind wir froh, dass wir ein schönes Turnier auf vier Tischen und in diesem schönen und professionellen Rahmen veranstalten können. Dieses Jahr auch wieder mit Live-Stream über sportdeutschand.tv nach außen getragen. Eine hervorragende Berichterstattung über das Touch-Magazine und jede Menge Bildmaterial der Fotographen welche in Bad Wildungen für die Sportler jedes Jahr sogar ein eigenes Fotostudio einrichten.

Dieses Jahr war für mich ein besonderes Jahr auf der DM. Erstmals war die TL Snooker mit zwei Personen besetzt, was gerade zu Essenszeiten, etc. für eine stete Besetzung der Turnierleitung und ständige Ansprechbarkeit in der Halle gesorgt hat.
Die Bayerische Bezirksvorsitzende für Nordbayern Doris Kriegler hatte mich bereits in der letzten Saison auf verschiedene Turniere begleitet um möglichst viel über Turnierplanung und Turnierleitung zu erfahren. Anfänglich bei Bezirks- bis zu Landesmeisterschaften hat sich mich in meinem Tun sehr unterstützt. Auch die in München stattgefundene Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga mit 16 Snookermannschaften hat sie tatkräftig mitgestaltet. Ihr persönlicher Höhepunkt in dieser Saison waren dann die Paul-Hunter-Classics wo sie mit Jürgen und mir das Side-Event (Ladies Weltranglistenturnier) geleitet hatte und nebenbei auch von ihren Lieblings-Profisportlern im Mainevent das eine oder andere Foto und Autogramm abgreifen konnte.
Da sie auch gerne mal einen Einblick in die Deutschen Meisterschaften bekommen wollte, haben wir das entsprechend organisiert, dass sie auch diese Meisterschaft miterleben konnte. Sie hat schließlich für den Zeitraum Urlaub genommen und hat dann selbstfinanziert in Bad Wildungen auf den DM unterstützt. Parallel haben wir neben der Turnierleitung dann auch die Delegationsleitung für die Bayerischen Sportler vor Ort übernommen.

Wie beurteilst Du die Leistungsentwicklung im Snooker in den letzten 10 Jahren?

Wenn man den Profisport verfolgt, sieht man durchaus, dass sich das Spiel in den letzten Jahrzehnten gerade taktisch sehr verändert hat. In den letzten Jahren ist auch das spielerische Niveau der Weltspitze wesentlich enger zusammengewachsen. Wie man so schön sagt: „Die Luft wird immer dünner“. Auch aus dem asiatischen Raum kommen immer mehr gute Sportler. Es bleibt spannend wie sich der internationale Snookersport noch weiter entwickeln wird.

Was möchtest Du sonst noch loswerden?

Da wir ja schon alle sportlichen Themen abgehandelt haben fällt mir nur noch eines ein:
Ich möchte mich bei allen Sportlern, Vereinen, Snookerbegeisterten, Organisatoren und allen Personen bedanken, die ich in den vielen Jahren kennengelernt habe. Es waren bisher immer schöne Momente und Veranstaltungen die ich nicht missen möchte und genauso freue ich mich auf noch viele weitere Veranstaltungen und Momente im Kreise des Snookersportes.

 

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Thomas Hein

Bis bald euer Thomas Hein

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