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Montag, 19 Februar 2024 09:49

Snooker Welsh Open 2024: Hattrick mit Maximum

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Zum dritten Mal mit Glaspokal: Gary Wilson Zum dritten Mal mit Glaspokal: Gary Wilson World Snooker Tour

Dank des dritten Ranking-Titels innerhalb von nur 14 Monaten hat „Tyneside Terror“ Gary Wilson nun drei praktisch identische gläserne Schirmständer für die vielseitige Nutzung in Haus und Garten eingesammelt. Das Spiel des begnadeten Naturtalents bewegt sich schon lange auf Weltniveau. Die Ray Reardon Trophy von Llandudno gewann er mit 9:4 gegen Martin O’Donnell, der im letzten Jahr noch die Mühle der Q School überstehen musste.

Drei Maximums, elf Centuries

„Um euch eine kleine Vorstellung davon zu geben, auf welchem Niveau die Spitzenspieler im Snooker heutzutage unterwegs sind“, erzählte „Spaceman“ Dominic Dale als Kommentator von BBC Wales folgende Randgeschichte: „Vor kurzem bekam Gary Wilson Besuch von Ross Muir aus Schottland für ein gemeinsames Training. An einem einzigen Tag spielte Gary dabei drei Maximums und elf weitere Centuries.“ 

Ronnie hat Lampenfieber

Der Knackpunkt für sämtliche Profis besteht darin, wie entspannt und konzentriert man diese Fähigkeiten vom Trainingstisch in die Arena zu bringen versteht. Ronnie O’Sullivan beispielsweise sagte seine Teilnahme in Wales offiziell wegen Lampenfieber ab: Es gebe Tage und Wochen, an denen er innerlich kollabiere, sobald er ins Rampenlicht treten müsse und sich mit Erwartungen überfrachtet sehe. Ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen nicht angetreten waren Martin Gould und David Grace. Hinzu kam die Absage von Vielspieler Judd Trump, der eine Kunstpause einlegte.

Zwei verdiente Finalisten

Gary war in Llandudno die Ruhe selbst. Mit einer glanzvollen 147 im hochklassigen Halbfinale gegen John Higgins (6:4) knöpfte er Robbie Williams (146 in der Qualifikation) die 5.000 Pfund Sonderprämie ab. Weitere Großtaten vollbrachte er gegen Anthony McGill (5:0), Rob Milkins (4:0), Jack Lisowski (4:3) und Julian Boiko (4:2).

Garys Endspielgegner Martin O’Donnell krönte seine für einen Tour-Rückkehrer ohnehin stark verlaufene Saison (Achtelfinale bei den Scottish Open, Viertelfinale bei den English Open) mit Siegen über Chris Wakelin (4:1), Anthony Hamilton (4:2), Marco Fu (4:2), Luca Brecel (5:3) und Elliot Slessor (6:5) – samt einer 126 im Halbfinal-Decider. Damit landete der Verteidigungsminister" auf Platz 19 der Saisonbesten und machte in der Weltrangliste einen Sprung von Platz 76 auf Rang 60. Beste Aussichten also, im Sommer 2025 seine Zwei-Jahres-Lizenz problemlos erneuert zu bekommen.

Frühstück für Champions

Wie immer hofften die nationalstolzen Einheimischen auf einen Titelkandidaten unter den 17 teilnehmenden Walisern. Nach dem frühen Ausscheiden von Mark Williams gegen Anthony McGill (1:4) konzentrierte sich die Anfeuerung unter anderem auf Dominic Dale. Der mittlerweile 52-jährige „Spaceman“ schaffte es mit seiner täglichen Spezialdiät aus vier Frühstückseiern plus einem Berg Schinkensandwiches immerhin bis ins Viertelfinale, wo er Elliot Slessor mit 3:5 unterlag. Auf seinem Weg dorthin besiegte er den starken 23-jährigen Alfie Davis (4:3), den letztjährigen Crucible-Viertelfinalisten Jak Jones (4:0) und den weitgehend überforderten Stan Moody (4:1).

Training im Epizentrum

Der 17-jährige Moody, 4:3-Erstrundensieger gegen den Welsh-Open-Titelträger von 2021, Jordan Brown,  äußerte sich im Vorab-Interview der BBC betont selbstbewusst („Mein Ziel ist der WM-Titel“). Möglicherweise wird er im Gegensatz zu anderen Nachwuchsspielern von den Organisatoren bevorzugt behandelt. Seine Matches haben in jüngster Zeit bereits mehrfach auf Tisch eins mit Fernseh-Präsenz stattgefunden, was höher rangierende Spieler auf schattige Nebenschauplätze verbannte. In Llandudno war dies etwa die Partie Jak Jones gegen Hossein Vafaei (4:2). Sein Vordringen unter die letzten 32 brachte Moody im Ranking einen Aufstieg von Platz 112 auf Rang 105.

Diverse etablierte Queue-Strategen hatte es bereits in der Qualifikation für die Endrunde der verbliebenen 64 im Seebad Llandudno erwischt, llen voran Stephen Maguire und Stuart Bingham. Sie gehörten zum kleinen Kreis der großen Spieler mit selten gewordenen Erfolgserlebnissen wie Neil Robertson oder Luca Brecel. Beide kamen über ihre harten Lose nicht hinaus: der Schotten-Rocker, Sieger der Tour-Championship 2020, verlor gegen German-Masters-Finalist Si Jiahui (2:4), der Crucible-König von 2015 unterlag gegen Hongkongs Legende Marco Fu (1:4). Stuart gab den fünften Frame auf, obwohl bei einem Rückstand von 0:59 noch 69 Punkte auf dem Tisch lagen (Quelle: snooker.org).

Ebenfalls den Cut nicht geschafft hatten Joe Perry, Thepchaiya Un-Nooh, Lukas Kleckers, Zhou Yuelong, Ben Woollaston, Jimmy Robertson, Michael White, Mark Davis, Pang Junxu, Liam Highfield und Jimmy White.

Form contra Format

German-Masters-Halbfinalist Sam Craigie scheiterte an Matt Selt in einem schwer zerfurchten Fünf-Stunden-Match, dessen neunter Frame erst nach 80 Minuten entschieden war. Sams Niederlage verdeutlicht erneut, warum die Ansetzung der Qualifikationen nicht funktioniert, was in Spielerkreisen seit längerem kritisiert wird. Die erste Runde lief Ende Januar in Barnsley statt direkt vor Ort in Wales. Craigie konnte sein Momentum aus dem Tempodrom also nicht mitnehmen. Für Spieler in Form ist diese Art der Terminierung ein klarer Nachteil.

Funktionäre mit Stallgeruch

Möglicherweise wird im Hintergrund bereits an den Stellschrauben  für die nächste Saison gedreht, um solche Szenarien zukünftig vermeiden zu helfen. Shaun Murphy und Ex-Profi Nigel Bond wurden am 9. Februar als Nachfolger von Mike Dunn und Peter Lines in den Vorstand der WPBSA aufgenommen. Shaun hatte kürzlich bereits angedeutet, dass sich in absehbarer Zeit auch in den eng gefassten Klauseln der umstrittenen Verträge etwas ändern könnte, die alle Spieler mit den Vermarktern der World Snooker Tour unterschreiben müssen, sofern sie als Ranglistenprofis antreten wollen. 

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Matthias Breusch

* verfolgt das schönste Spiel der Welt seit 1992 * bastelt unverdrossen an seinem ersten half century *  

* Liebhaber virtuoser musikalischer Handarbeiten * Übersetzer von automobilen Traumwelten für Octane * Redakteur von Rock Hard, Metal Hammer, RevierSport und rocks * Headliner und Kolumnist für guitar, drumheads, guitar dreams und guitar acoustic * Kurator des Stilblüten-Menüs Hammermusik für Behämmerte *  

Website & mehr: Snooker-Geschichten (satz-ball.de)

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