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Sonntag, 31 Oktober 2010 17:59

Power Snooker: Mit Tempo ins 21. Jahrhundert

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Gestern war der Tag, vor dem sich Traditionalisten gefürchtet und den diejenigen herbeigesehnt hatten, die der Meinung waren, dass Snooker sich endlich vom Muff der letzten hundert Jahre befreien muss...
Premiere

Gestern fand in der O² Arena in London die Premiere von Power Snooker statt. Das neue Konzept, das vor allem darauf ausgelegt ist, mehr Tempo ins Spiel zu bringen, sollte neben einer satten Portion Spaß auch neue taktische Möglichkeiten bieten.

Viertelfinals

Das erste Viertelfinalmatch zwischen Luca Brecel und Ronnie O'Sullivan ließ sich ruhig an. Luca Brecel konnte insgesamt gut mit Ronnie O'Sullivan mithalten und es waren alleine seine Lochfehler, die ihn das Match kosteten. Ronnie gewann mit 338:196 Punkten nach 30 Minuten Spielzeit.

Die Zuschauer waren während des ersten Matches erstaunlich ruhig, hatte man doch vorher in einigen Foren befürchtet, dass die Bierzeltatmosphäre vom Dart beim Snooker einzug halten würde. Zwar waren in der O² Arena auch wie sonst für Dart typisch Zuschauer in Kostümen gekommen, aber zunächst einmal mussten sich sowohl Spieler, als auch Zuschauer auf die neue Situation einstellen. Je weiter der Tag voranschritt, desto mehr verwandelten die Fans Power Snooker aber in eine Snookerparty der besonderen Art. Jeder Spieler wurde mit Fangesängen angefeuert, die Countdowns wurden laut runtergezählt und wenn ein Safetiebattle aufkam, wurde gebuht. Power Snooker ist halt nicht auf Safetieplay ausgerichtet und das wussten auch die Fans.

Sobald die Spieler mehr ins Spiel kamen und die taktischen Möglichkeiten erkannten, wurde es spannend. So war es Neil Robertson im zweiten Viertelfinale, der gegen Shaun Murphy einen Rückstand wettzumachen versuchte, indem er bewusst die Weiße immer wieder in die Power Zone zurückholte und sein überlegenes Longpottingtalent zum Einsatz brachte. Es reichte zwar am Ende nicht, denn er verlor gegen Shaun Murphy mit 331:274 Punkten, aber alleine die präzise gelochten langen Bälle sorgten für wässrige Münder der Snookerfans.

Völlig überflüssig waren die sogenannten „Powergirls“, drei Models, die die Spieler in die Arena geleiteten. Sie sollten wohl für etwas Lockerheit sorgen, wirkten aber selber die meiste Zeit ziemlich verkrampft.

Als Jimmy White und Ding Junhui sich in der Arena trafen, wurde schnell klar, dass Ding seine Unsicherheit und die Fehler, die er in den letzten Matches immer wieder gezeigt hatte, nicht mit nach London gebracht hatte. Er gab im Match den Ton an und gewann ungefährdet mit 331:246 Punkten.

Nach jedem Match wurden die Spieler interviewt und alle gaben ein positives Feedback, was angesichts der Stimmung im Saal auch kein Wunder war.

Die letzte Viertelfinalbegegnung war die zwischen Mark Selby und Ali Carter. Ali Carter überraschte an diesem Abend als einer der Spieler, die das Publkum am meisten miteinbezog. Er gewann sein Match gegen Mark Selby mit 222:206 Punkten.

Organisation

Die langen Pausen zwischen den Matches wurden vom Veranstalter mit brachial lauter Partymusik gefüllt und Eurosport hatte das eine und das andere Mal Probleme, den weiteren Ablauf passend abzustimmen. So wurden die Highlights von der Begegnung Brecel/ O'Sullivan gezeigt, während schon das nächste Match lief.

Halbfinals

Es wurde an verschiedener Stelle diskutiert, dass das Power Snooker Konzept Ronnie O'Sullivan auf den Leib geschneidert wurde und das bestätigte sich an diesem Abend. Er dominierte das Halbfinale gegen Ali Carter nach belieben, setzte seine Lochfähigkeiten präzise um und bekam durch zwei aufeinanderfolgende Centuriebreaks 150 Bonuspunkte. Er gewann das Halbfinale mit 490:234 Punkten. So war Ronnie, dem der Spaß an der Sache deutlich anzumerken war, der erste Finalteilnehmer von der Powersnookerpremiere. Sein Gegner wurde in der Partie zwischen Junhui und Murphy ermittelt. Shaun machte es nicht sehr schwer für Ding, verpasste eine Menge Pots, so dass Ding sich seinen Sieg mit 263:132 sichern konnte. Man muss dazu sagen, dass Shaun Murphy auch unter erschwerten Bedingungen spielte, da er zeitgleich auch noch im EPTC Turnier in Gloucester spielen musste und wusste, dass er entweder am Abend, oder morgens in aller Frühe wieder zurück musste.

Platz 3 und Finale

Das Match um Platz 3 zwischen Ali Carter und Shaun Murphy war aber trotzdem das Match, dass den meisten Unterhaltungswert bot. Ali und Shaun blödelten herum, bezogen das Publikum in ihre Witze mit ein und boten eine wunderbare Vorbereitung auf das Finale zwischen Ding und Ronnie.

Das begann mit einem Kracher: Denn Ronnie legte im zweiten Frame die Weiße zum Anstoß außerhalb der Power Zone und beging damit ein Foul. Ronnie reagierte überrascht, spielte aber weiter konzentriert. Ding schien zunächst sehr gut mitzuhalten, nutze Ronnies Fehler dazu, sich ein kleines Polster zu erspielen, das er aber wieder verlor, als er den Powerball beim Pot verpasste. Den lochte nun Ronnie und schaffte es, durch doppelte Punkte in zwei Minuten ein Century zu spielen, das ihm 50 Bonuspunkte einbrachte, so dass er wieder an Ding dran war.

Bei der praktischen Umsetzung von Power Snooker fällt auf, dass es wichtig ist, dass ein Spieler, wenn er den break off shot hat, auch am Tisch bleibt. Ronnie machte das in Frame vier des Finales und dieser Frame war es auch, der seinen Sieg endgültig sicherte. Denn nach dem break off shot lochte er als erste Rote direkt den Power Ball und machte ein zweites Centuriebreak, dass ihm weitere 100 Bonuspunkte einbrachte. Diesen Rückstand konnte der vom britischen Publikum fair gefeierte Ding Junhui nicht mehr aufholen, so dass er Ronnie O'Sullivan deutlich mit 258:572 unterlag.

Ronnie O'Sullivan war so begeistert von der Premiere, dass er am Ende im Interview sagte, dass er noch gar nicht nach hause will und Ding Junhui anbot, das Finale noch einmal zu spielen. Auch Ding Junhui wirkte trotz Niederlage ungewöhnlich gelöst, was auch am Preisgeld von mehr als 10.000 Euro gelegen haben dürfte.

Alles in allem kann man traditionelles Snooker mit Power Snooker in etwa so vergleichen, wie einen Dauerlutscher mit einem bunt verpackten Bonbon. Beides hat seine Liebhaber und beides existiert friedlich nebeneinander.

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Thomas Hein

Bis bald euer Thomas Hein

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