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Mittwoch, 28 August 2024 09:13

Snooker Saudi Arabia Masters 2024: Judd Trump holt den Titel

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Schier unschlagbar: Judd Trump stemmt 14 Kilo Wanderpokal Schier unschlagbar: Judd Trump stemmt 14 Kilo Wanderpokal picture credit: wst

Sportlich hat das neue Turnier auf der arabischen Halbinsel alles gehalten, was man sich davon versprochen hat. Das Finale von Riad setzte dem Ganzen in puncto Dramatik und Spannung die Krone auf. Es wurde beim Stand von 9:9 auf den allerletzten Ball entschieden. Mark Williams verschoss Rot bei einer Führung von 62:0 Punkten, Judd Trump konterte mit einer messerscharfen 72 und gewann damit seinen 29. Ranking-Titel sowie rund 600.000 Euro.

 

Im ersten Match gegen Wu Yize am Dienstag war Trump beim Stand von 0:4 innerlich schon auf dem Weg zum Flughafen. In der Mid-Session buchte er sein Rückflugticket. "Ein teurer Spaß", sagte er im Sieger-Interview nach dem Match, breit grinsend wie ein Honigkuchenpferd im Süßwarenladen. 41 Frames später wurde ihm als erstem Spieler der neu geschaffene, 14 Kilo schwere Siegerpokal von Riad überreicht. Das tausendste Century seiner Karriere, das er im Finale gerne gespielt hätte, kam nicht zustande. Aber dieses Detail spielte für Judd letztlich keine Rolle. 

Ein Sieger mit dem Rücken zur Wand

"Gemessen daran, dass es der letzte Frame war, ich nicht mein bestes Snooker gespielt habe und praktisch den ganzen Tag mit dem Rücken zur Wand stand, habe ich wahrscheinlich eine der besten Clearances meiner Karriere hingelegt. Dieses Break unter dem höchstmöglichen Druck hinbekommen zu haben, ist ein schönes Gefühl. Meine Bilanz bei neuen Events ist sehr gut, und das hatte ich im Hinterkopf. Es hat mein Selbstbewusstsein hoch gehalten." Dennoch gab er offen zu: "Mark war heute der bessere Spieler".

Zwei Decider für die Ewigkeit

Gestärkt wurde Trumps Selbstvertrauen auch durch den Weg, den er in Riad nahm. Das 5:4 gegen Wu Yize bildete den Auftakt. In seinem Achtelfinalmatch gegen Jack Lisowsi und beim 6:3 gegen Neil Robertson im Viertelfinale wirkte er schier unschlagbar. Das Halbfinale gegen Shaun Murphy beendete er ähnlich messerscharf wie das Finale: auf Pink im Decider.

Mark Williams: Genius mit Größe

Mark Williams, der dank der Finalprämie von 200.000 Pfund (238.000 Euro) auf Platz sechs der Weltrangliste vorrückt, begeisterte die Zuschauer in den Green Halls mit spektakulären Bällen in spektakulären Breaks. Ein einziger Ball fehlte ihm zum Titel: "Ich hatte einen guten Lauf im letzten Frame und war mir sicher, dass diese Rote fällt. Das Break, das Judd danach hingelegt hat, zeigt, welch großer Champion er ist. Was kann ich sagen? Gratulation."

Shaun Murphy schiebt Wasser bergauf

Auch Shaun Murphy investierte vergeblich seine gesamte Spielkunst. Er scheiterte ähnlich knapp wie Williams in einem dramatischen Decider an Trump. "Das kann einen krank machen", sagte er nach dem Halbfinale. Es enthielt alles, was Snooker ausmacht - inklusive einer Respotted Black in Frame sieben, die von Murphy mit einem 67er-Comeback erreicht und gelocht wurde. "Ich hatte nie recht das Gefühl, dass die Bälle in meine Richtung laufen. Es war, als würde ich Wasser bergauf schieben. Ich habe alles gegeben, aber mehr war nicht drin.."

Der alte Mann und das Mehr

Si Jiahui, der zuvor Ronnie O'Sullivan mit 6:4 geschlagen hatte, wartet weiter auf seinen ersten Ranking-Titel. Er legte gegen Williams im ersten Frame eine 116 vor. Dann übernahm der Waliser das Kommando und ging mit 4:1 in Führung. Beim Stand von 5:2 spielte Si ein weiteres Century, eine 136, aber Williams konterte mit einer 80er-Aufnahme zum Endstand von 6:3.

Mark Williams hatte unter der Woche geäußert, er hätte sich nie vorstellen können, an seinem 50. Geburtstag noch in den Top 16 zu stehen. Jetzt sind es sogar die Top acht. "Das Finale in Riad ist ein großer Erfolg für mich. Ich bin jetzt ein alter Mann!" Die Ranglistenpunkte sorgen für Sicherheit: "Das bringt mich in alle Turniere bis einschließlich der Tour Championship."

Im Vordergrund stehen für Williams momentan allerdings gesundheitliche Probleme: "Meine Augenlicht wird zunehmend schlechter. Wenn ich lange Bälle anvisiere, sehe ich drei auf einmal. Man hat mir gesagt, ich solle mich auf die mittlere konzentrieren. Daran halte ich mich. Ich hab schon daran gedacht, meine Augen machen zu lassen, aber im Moment klappt es noch ganz gut."

Wildcards zahlen Lehrgeld

Die Vertreter aus Asien, Afrika und Arabien haben Lehrgeld bezahlt, obwohl 14 von ihnen, die im Alter zwischen Anfang 30 und Mitte 40 rangierten, im Vorfeld als sehr erfahrene Akteure gelten durften, wie etwa der IBSF-Amateurweltmeister von 2023, Ali Al Obaidli aus Katar. Dennoch war vielfach spürbar, wie groß der spielerische Abstand zu den Profis tatsächlich ist.

Knapp wurde es hingegen für den 36-jährigen Saudi Abdelraouf Saigh, der unter anderem in Frame drei eine 93 auf den Tisch zauberte und gegen Nordirlands Talent Robbie McGuigan im Decider bereits deutlich führte, aber noch die Konter-Clearance von McGuigan hinnehmen musste.

Ranglistenpoker

500.000 britische Pfund, und damit exakt genauso viel wie bei der WM im Crucible von Sheffield, warten auf den Sieger, 200.000 auf den unterlegenen Finalisten, 100.000 gab es für das Erreichen des Halbfinals, 50.000 für das Viertelfinale, 30.000 für das Achtelfinale, 20.000 für die Runde der besten 32.

Das Teilnehmerfeld griff je nach Weltranglistenplatzierung gestaffelt ins Geschehen ein. Die Top 32 kamen erst in Runde 4, die Top 16 in Runde 5 zum Einsatz. 

Selbst in den unteren Regionen des Rankings sind die Preisgelder beachtlich. Das Erreichen der Top 48 brachte 11.000 Pfund, die Top 80 wurden mit 7.000 Pfund bedacht, die Top 112 durften noch 4.000 Pfund mitnehmen, und sogar die Erstrundenverlierer erhielten eine Aufwandsentschädigung von 2.000 Pfund. Sie zählen ebenso nicht für die Weltrangliste wie alle anderen Preisgelder, sollte man sein erstes Match verlieren. Die Spitzengruppe etwa hatte bereits 20.000 Pfund sicher, ohne einen einzigen Ball gespielt zu haben. Für die Weltrangliste gewertet werden diese nur im Erfolgsfall.

Ein vierter Zacken für die Krone?

Für ein Maximum Break gab es das Zehnfache der üblichen High-Break-Prämie: 50.000 Pfund. Noppon Saengkham hat dies durch die 147 in seinem Drittrundenmatch gegen Andrew Pagett erreicht. Außerdem winken dem Spieler, dem zwei Maximums im Rahmen der Triple Crown und der Saudi Masters gelingen, weitere 147.000 Pfund. Durch diese Prämien-Hintertür wurde das Turnier von Riad also vom Start weg zum vierten Großturnier ernannt.

Was gab's noch in Riad?

Es ist einiges passiert in Riad. Überraschend sind die Nummer 88 der Welt, der Malaysier Rory Thor (unter anderem ein 4:3 gegen Robert Milkins) und die Nummer 86, der 17-jährige Chinese Gong Chenzi, in die vierte Runde eingezogen. Beide kamen dort jedoch nicht weiter. Thor verlor gegen Jimmyx Robertson 0.5, Gong gegen Neil Robertson 1:5.

Noch ein bisschen tiefer eingestiegen war Lei Peifan als Nummer 106 des Rankings. Er schlug nacheinander die amtierende Weltmeisterin Bai Yulu (4:2), Jamie Clarke (4:3), Robbie Williams (4:3) sowie Joe O'Connor (5:2), Seine Endstation: Ronnie O'Sullivan. Lei Peifan machte 19 Plätze im Ranking gut - von 106 auf 87.

Mink Nutcharut konnte als einzige Snooker-Lady die nächste Runde erreichen; von den 17 arabischen Wildcard-Spielern schieden bereits 16 in ihrem ersten Match aus. 

Sämtliche Ergebnisse sind auf der Website von World Snooker abrufbar.

Vom Feinsten: die Backstage-Trainingstische in den Green Halls von Riad (picture credit: wst)

 

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Matthias Breusch

  • verfolgt das schönste Spiel der Welt seit 1992
  • bastelt unverdrossen an seinem ersten half century
  • Liebhaber virtuoser musikalischer Handarbeiten
  • Übersetzer von automobilen Traumwelten für Octane
  • Redakteur von Rock Hard, Metal Hammer, RevierSport und rocks Headliner und Kolumnist für guitar, drumheads, guitar dreams und guitar acoustic
  • Kurator des Stilblüten-Menüs Hammermusik für Behämmerte

Website & mehr: Snooker-Geschichten (satz-ball.de)  

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