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Freitag, 04 November 2022 19:07

Champion of Champions 2022: Das Halbfinale steht

Champion of Champions 2022: Das Halbfinale steht world snooker

(c) Matthias Breusch: Das Champion of Champions entwickelt sich stetig mehr zu einem der Höhepunkte der Saison. Drei Riesen und ein formstarker Außenseiter stehen am ersten November-Wochenende im Halbfinale.

Neben dem Londoner Masters und dem Hongkong Masters ist das CoC das dritte Einladungsturnier, das ausschließlich auf einem Tisch gespielt wird. Hinzu kommen üppige Preisgelder. 440.000 Pfund werden an die 16 Teilnehmer ausgeschüttet, davon 150.000 an den Gewinner.

2022 trafen die Siegreichen der letzten zwölf Monate zum zweiten Mal in Bolton aufeinander, neben den Cracks der Szene Seniorenweltmeister Lee Walker und Weltmeisterin Mink Nutcharut aus Thailand. Sie ist die bislang einzige Lady, die eine – wenn auch inoffizielle – 147 im Lebenslauf stehen hat.

Der Modus ist simpel, kostet aber mitunter Kraft: Jeweils vier Spieler ermitteln an einem Tag ihren Halbfinalisten – die beiden Achtelfinals als Best of Seven am Nachmittag, das Viertelfinale abends als Best of Eleven.

Schwer unterhaltsames Feuerwerk

In beiden Matches über die volle Distanz von 18 Frames erfolgreich war der 21-Jährige Nordchinese Fang Zhengyi, der weder vor noch nach seinem überraschenden Triumph beim European Masters und dem 10:9-Finalsieg gegen Ronnie O‘Sullivan nennenswerte Ergebnisse erreichte. Mit 3.000 Preisgeldpunkten steht der ehemalige U21-Weltmeister in der Jahresweltrangliste auf Platz 103. Als größter Außenseiter seiner Gruppe beendete er mit schnellem, technisch feinem Spiel Neil Robertsons Hoffnungen auf einen dritten CoC-Erfolg nach 2015 und 2019. Seinen 2:3-Rückstand drehte er mit zwei schnörkellosen Breaks von 94 und 98 in ein 4:3. Oberkritiker Stephen Hendry  knurrte anschließend, Robertson habe sich wohl schon mittags im Abendspiel gesehen.  

Auch gegen British-Open-Sieger Ryan Day war Zhengyi gleich wieder tief im Tunnel. Er startete mit einer 135, der Einstellung seiner persönlichen Bestleistung. Grundstein seines 6:5-Erfolgs waren fünf weitere hohe Breaks, darunter eine 130. Ryan, der im Achtelfinale Kyren Wilson verdient mit 4:3 ausgeschaltet hatte, beteiligte sich an dem schwer unterhaltsamen Feuerwerk mit vier Breaks zwischen 72 und 93.

Gebt dem Mann eine Arena!

Mit einem weniger harten Los hätte Gibraltar-Open-Champion Rob Milkins mehr erreichen können. Aber seine beiden mit hohen Breaks gewonnenen Frames, darunter eine 102, weckten wieder einmal den besten Ronnie O’Sullivan aller Zeiten. Volles Haus, nur ein Tisch – das ist Ronnies Welt. Gebt dem Mann eine Arena, und er blüht auf. „Es ist mir zwar nicht egal, ob ich verliere“, kommentierte er seine Erstrunden-Niederlagen bei den British Open und den Northern Irland Open, aber vor wenigen Zuschauern in einem Multi-Table-Setup mache es ihm halt keinen sonderlichen Spaß. Sein 4:2 gegen Milkins schloss er standesgemäß mit einer 131 ab.

O‘Sullivans Viertelfinale war erst das zweite offizielle Match überhaupt gegen seinen zeitweiligen Trainingspartner Zhao Xintong. Unvergessen bleibt ihr Aufeinandertreffen bei den English Open 2016, als der blutjunge Zhao im ersten Frame eine 130 auf den Tisch zauberte, die Ronnie fasziniert verfolgte.

Zhao geht unter

In Bolton war Zhao weit entfernt von seinem unwiderstehlichen Spiel, das ihm die UK- und German-Masters-Titel eingebracht hatte. Mit Ausnahme einer 132 in Frame vier und einer konzentrierten Clearance zum 4:2 wirkte sein Achtelfinale gegen Damen-Championesse Mink Nutcharut eher untertourig. Denkbar knapp entging er einem Decider, als Mink in Frame sechs die letzte Blaue neben die gelbe Tasche setzte. Ronnies zeitlos eleganter Performance hatte Zhao beim 1:6 kaum etwas entgegenzusetzen. Immerhin vermied er mit einer schönen 92 in Frame fünf den gefürchteten „white wash“. 

    

Allen darf nicht mitspielen

In ähnlich exzellenter Form wie Ronnie präsentierte sich Titelverteidiger Judd Trump. Ungewöhnlich war allerdings die Entscheidung in Frame sechs, als Luca Brecel im Stil von Mark Williams eine riskante Safety mit langem Anspiel über den ganzen Tisch „einhändig“ absolvierte und Judd eine Rote vor die Mitteltasche legte. Vielleicht sollte der begnadete Belgier mal ein Fortbildungs-Wochenende bei Mark Selby oder John Higgins buchen …

Kurzpass-Meister Mark Allen, seit Wochen in bestechender Form, gewann sein Achtelfinale gegen Joe Perry souverän mit 4:2 – aber gegen Judd kam er kaum einmal aus dem Sessel. Neben sieben Breaks über 50 – darunter ein mit extrem kurzem Anspiel schon fast unverschämt in die Tasche geballerter Einsteiger entlang der Kopfbande – brachte Trump rundum fehlerfreie Safety-Varianten aufs Tuch. Jeder seiner 15 Sicherheitsstöße landete dort, wo Allen ihn nicht haben wollte.

„Er hat mich einfach nicht mitspielen lassen“, verkündete Mark dennoch weitgehend gut gelaunt nach dem 1:6. „Ich hab zwei, drei Bälle verschossen, darunter keine einfachen. Ich möchte niemandem hier zu nahe treten, aber wenn er so weiterspielt, ist er schlicht unschlagbar.“ Marks einziger längerer Auftritt am Tisch endete in einer respektablen 103. Sein einziger Trost: Er führt nach wie vor in der persönlichen Bilanz gegen Judd mit 12:11.

Hartgekochte Safety-Duelle

Mark Selby dürfte die zauberhafte Begegnung der Edeltechniker ähnlich gelassen verfolgt haben wie Ronnie. Vor rund einem Jahr gab er öffentlich bekannt, dass er unter schweren Depressionen leidet. Seine Erfolgsquote als Profi ging im Rahmen seiner Therapie teilweise in den Keller. Nach dem 4:0 gegen Lee Walker, der sein wahrscheinlich letztes professionelles Spiel bestritt, zog Selby gegen John Higgins wieder einmal alle Register seines Könnens. Die beiden vierfachen Weltmeister schenkten sich nichts. Hartgekochte Safety-Duelle wurden von fabelhaften Breaks abgelöscht. Marks 140 beantwortete John mit einer 141. Mit einer 105 und einer 81 fand Selby das bessere Ende in einem Match, das keinen Verlierer verdient hatte.  

Mark Selby spielt am Freitagabend, den 4. November, um 20:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit gegen Judd Trump, der dreifache Rekord-Titelträger Ronnie O’Sullivan 24 Stunden später seine ganz persönliche „Revanche“ gegen Fan Zhengyi.

Das Finale in zwei Sessions beginnt am Sonntag um 14:00 Uhr MEZ.        

 

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