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Montag, 20 Februar 2023 17:57

Snooker Welsh Open 2023: Tür auf für Rob Milkins! 

Snooker Welsh Open 2023: Tür auf für Rob Milkins!  WST

Ist es eine Sensation? Wohl kaum. Eines der größten Naturtalente des Snookersports hat mit 46 verdient den größten Sieg seiner Karriere eingefahren, verbunden mit einem wahren Geldsegen. Das 9:7 im Finale gegen Shaun Murphy avancierte zum puren Entertainment-Showdown. Der eine oder andere Stockfehler bestätigte nur: Hier spielten Menschen, keine Maschinen – aber zwei Magier …

Wahre Champions holen immer dann das Beste aus sich heraus, wenn die Belastung am allergrößten ist, heißt es. Rob Milkins hat im Endspiel der Welsh Open gezeigt, dass er ein solcher Champion ist. Vor dem Match sagte er: „Ich hab keine Ahnung, ob ich es schaffe, das auszublenden, was alles an diesem Erfolg hängt. Am liebsten wär mir, es ginge hier ‚nur‘ um den Titel.“

Eine Flut von Qualifikationen

Für Mark King ging es 2016 in Belfast ebenso „nur“ um den Titel wie für Martin Gould 2016 und Anthony Hamilton 2017 in Berlin oder zuletzt Gary Wilson 2022 bei den Scottish Open. Robert Milkins‘ Ausgangslage war eine völlig andere. Bei einer Niederlage hätte er 35.000 Pfund mitgenommen und sich „nur“ für die Players Championship qualifiziert. Die 80.000 Pfund Siegprämie bringen ihn in die Top 16, sichern die Qualifikation für die Tour Championship der acht Saisonbesten Ende März, bescheren ihm das Champion of Champions im Herbst und bedeuten praktisch das automatische Ticket fürs Crucible. Hinzu kommt der Bonus-Scheck für den Gewinn der europäischen Turnierserie in Höhe von 150.000 Pfund.

Für Rob fühlt sich dieser Kassensturz „unwirklich“ an. Noch vor einem Jahr ließ er durchblicken, dass er beinahe mittellos sei, nun stehen ihm und seiner Familie endlich sorgenfreiere Zeiten bevor. „Das alles hat mir eine Menge Türen geöffnet. Unglaublich, wie eine einzige Woche dein ganzes Leben verändern kann. Ich hab jetzt eine Menge Snooker zu spielen …“

Das Finale

Das frühe 1:3 drehte er in ein 4:3, eine gewonnene Respotted Black in Frame elf und ein 60er-Break in Frame zwölf ließen ihn auf 7:5 davonziehen. Shaun blieb zwar auf 6:7 und vor allem mit einem schier entfesselten Break in einem „unspielbaren“ Bild zum 7:8 an ihm dran, aber Robs souveränen Schritt über die Ziellinie konnte er nicht verhindern.

Den rein sportlichen Ablauf kommentierte Milkins bescheiden: „Letztlich hab ich diese Woche davon profitiert, dass ich ein funktionierendes B-Spiel habe, wenn’s mal nicht so gut läuft. Das ist der Hauptunterschied zu dem Spieler, der ich früher gewesen bin.“

Mark Allen spielt „erbärmlich“

Nirgendwo wurde das deutlicher als im Viertelfinale gegen Mark Allen, das Rob mit fein herausgespielten Miniatur-Breaks 5:1 für sich entschied – ausgerechnet gegen jenen Mann, der in dieser Saison wie kein Zweiter bewiesen hat, dass man auch als Zauberer den Zerstörer in sich entdecken kann. Allen verschoss mehr machbare Bälle als vermutlich in der kompletten Saison zusammengenommen. Viele seiner Safeties funktionierten ebenfalls nicht. Beim 0:6 im Londoner Masters gegen den makellosen Barry Hawkins bekam er buchstäblich keine Scoring-Chance und zeigte sich hinterher relativ entspannt. Gegen Rob Milkins half ihm nicht einmal sein C- und D-Spiel. Sein Kommentar gestaltete sich entsprechend: „Ich war schlicht erbärmlich.“

Judd und Ronnie gehen unter

Die relativ untertourige Saison von Judd Trump und Ronnie O’Sullivan setzte sich auch in Llandudno fort. Judd konnte in Runde zwei eine 2:0-Führung nicht ausbauen und verlor gegen den starken Waliser Amateur Daniel Wells mit 2:4.

Eine noch größere Sensation war Ronnie O’Sullivans 0:5-Niederlage im Viertelfinale gegen Tian Pengfei, der in schnörkelloser Manier aufsammelte, was Ronnie ihm liegen ließ. „Jeden Fehler, den ich gemacht habe, hat er gnadenlos bestraft.“ O’Sullivan hatte in den Runden zuvor mehrfach seine Pomeranze verloren und fühlte sich ohne ein funktionierendes Queue zunehmend unsicher. Gegen Rod Lawler in Runde zwei schien es gar, als wolle er das Spiel trotz der 2:0-Führung am liebsten aufgeben.

Tians Traumreise

Der erfahrene Tian, der zuvor Jimmy White, Ali Carter und John Higgins ausgeschaltet hatte, bewertete seinen dritten Erfolg gegen Ronnie als den „definitiv größten Sieg meiner Karriere“.

Ein wenig seltsam wirkten die Prioritäten der Sendeleitung von Eurosport. Obwohl Tian exzellent Englisch spricht, verzichtete der Sender auf ein Post-Match-Interview mit dem Manager von Ding Junhuis Trainingsakademie in Sheffield und beschäftigte sich ausschließlich mit dem Befinden von O‘Sullivan.

Endstation von Tians Traumreise in den Norden von Wales war das 3:6 im Halbfinale gegen Rob Milkins. Das zweite Halbfinale sorgte für das gleiche Ergebnis. Shaun Murphy war für den talentierten Allrounder Pang Jungxu, der 2021 die Auszeichnung „rookie of the year“ erhalten hatte, eine Nummer zu groß.

Maximum Murphy

Den Rekord des Turniers lieferte Shaun Murphy im Achtelfinale gegen Daniel Wells (4:1). In Frame zwei holte er sich das höchste Break mit 145 Punkten, und in Frame drei legte er eine elegant orchestrierte 147 nach. Das 185. offizielle Maximum der Geschichte ist Shauns siebtes. Leider gibt es auch für 292 Punkte am Stück in zwei Frames nur eine Prämie, in diesem Fall die üblichen 5.000 Pfund …

Text: Matthias Breusch, www.satz-ball.de/lesestoff/snookermania

 

 

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