In der Q School 2022 sicherte sich Lukas Kleckers im Decider des allerletzten Matchs der Veranstaltung gegen Ross Muir sein Ticket für zwei weitere Jahre auf der Main Tour. Diesmal hat er sich gegen die Teilnahme entschieden und wird daher in der Saison 2024/25 nicht bei den Profis antreten. Dennoch schaut er positiv gestimmt nach vorne.
Für Außenstegende mag die Entscheidung überraschend gekommen sein, die letzte Chance auf einen Verbleib auf der Profi-Tour nicht zu nutzen, aber für den Essener stand sie bereits länger im Raum:
„Ich hatte schon 2022 überlegt, auf die Q School zu verzichten, und habe mich erst zehn Minuten vor Anmeldeschluss tatsächlich zur Teilnahme entschieden. Diesmal hatte ich schon Monate vorher beschlossen, die Q School nicht zu spielen, wenn ich es nicht schaffen sollte, mich in der regulären Saison zu qualifizieren. Mit der Niederlage gegen Chris Wakelin in der WM-Qualifikation war klar, dass es nicht reichen würde.“
Waren letztlich die World Open im Frühjahr 2024 der Knackpunkt? Nach der starken Qualifikation mit 5:2 gegen Jack Lisowski verlor er vor Ort im Decider nach deutlicher Führung noch mit 4:5 gegen Dominic Dale. Ist man einer harten Konkurrenz wie der Main Tour letztlich immer auf solch ein Szenario vorbereitet?
„Nein, für mich war es eine schöne Abwechslung, überhaupt nach China gehen zu können. Auf der Tour spielst du permanent gegen die Besten der Welt, da musst du immer damit rechnen, ein Spiel nicht gewinnen zu können. Sich überhaupt für eine Hauptrunde zu qualifizieren, ist schon wunderbar, weil Du ja normalerweise nur Qualifiers spielst. Da kommst du in ein Leisure Centre, meistens eine Art Sporthalle, da stehen dann zwei Tische und vier Stühle, und das war dann auch schon der ganze Zauber.“
Das Ende seiner Ambitionen sieht er noch lange nicht gekommen. Die bisher erreichten sechs Profi-Jahre sollen nicht die letzten gewesen sein, zumal sein größter Erfolg mit dem Erreichen des Viertelfinals beim WST Classic 2023 noch nicht allzu lange zurückliegt. Mit der Q Tour während der Saison und der Q School 2025 stehen mittlerweile gleich zwei Wege zur Verfügung, um den Wiederaufstieg zu schaffen. Viele Spieler sind einen ähnlichen Weg vor ihm gegangen, selbst spätere Top-16-Asse wie David Gilbert oder Gary Wilson. Das Spiel, das er seit seinem zehnten Lebensjahr betreibt, habe ja nicht aufgehört, Spaß zu machen. Spielpraxis wird er in der Bundesliga gewinnen, die bisherige Trainings-Intensität im Rahmen seines Maschinenbaustudiums allerdings nicht ganz aufrecht erhalten können.
„Ja, das lief bislang praktisch hauptberuflich. An sechs Tagen pro Woche fünf bis sechs Stunden täglich. Irgendwann hatte ich den Punkt erreicht, an dem ich mit meinem Spiel glücklich war und zu viel Training eher kontraproduktiv gewesen wäre. Aber selbst dann waren es noch fünf Tage pro Woche mit bis zu fünf Stunden.“
Ein Aspekt der letzten Jahre, wenn auch für Lukas kein entscheidender, war das fehlende breite Sponsoring in Deutschland. Trotz des Crowdfundings mit Unterstützung von Rolf Kalb via Eurosport und vereinzelter Sponsoren bleibt Snooker für einen Vollprofi eine teure Sportart, vor allem aufgrund der hohen Reisekosten. Ali Carters Statement, 90 Prozent der Profis seien finanziell permanent abgebrannt, kann er dennoch „weder bestätigen noch nachvollziehen. Wenn du nicht gerade darauf bestehst, per Business Class zu fliegen, kommt man mit den Preisgeldern schon zurecht. Da reicht ein Sieg in der ersten Runde, und du weißt, dass damit zumindest deine Unkosten abgedeckt sind. Gut, wenn du eine Familie über die Runden bringen musst, sieht das sicher anders aus …“
Die totale Kontrolle durch den Vertrag mit World Snooker war da schon ein ganz anderes Thema …
„Probleme gab es vor allem mit Streamings, die nicht von World Snooker kontrolliert werden. Man musste es immer anmelden, aber das hat die gar nicht näher interessiert. Man bekam halt die Auflage, bei solchen Matches nicht antreten zu dürfen, auch wenn es nur ein Hausturnier in Essen war, das von maximal fünf Leuten online angeschaut wurde.“
Ein besonderer Moment in der öffentlichen Wahrnehmung von Lukas kam 2014, als der Rookie von Ronnie O’Sullivan am Rande des Paul Hunter Classic in Fürth für Eurosport interviewt wurde. Ein freundschaftliches Verhältnis mit dem Rekordmann entstand dadurch jedoch nicht, wie sich am Rande des Matchs gegen O'Sullivan bei den Northern Ireland Open 2017 zeigte. Lukas spielte gleich im ersten Frame eine Total Clearance mit 137 Punkten, unterlag am Ende mit 2:4, und Ronnie wirkte ihm gegenüber mehr als kühl. War er da ganz „business“?
„Ehrlich gesagt ist er bei mir seit diesem Tag ein bisschen unten durch. Er ist halt sehr launisch, aber ein Statement von ihm hat mich doch beschäftigt, weil er schon vor dem Match meinte, ich sei kein Spieler, der mehr drauf hätte, als 30er- oder 40er-Breaks zu spielen. Das ist natürlich schon heftig, denn natürlich gibt es unter den 128 Profis keinen Einzigen, der es nur mit 40er-Serien auf die Main Tour geschafft hätte.“
Ein völlig anderes Bild ergab sich nach seinem 4:0-Sieg gegen Mark Selby. Das reine Resultat fand Lukas prinzipiell gar nicht so außergewöhnlich:
„Jeder Profi ist in der Lage, vier Frame-entscheidende Breaks hintereinander spielen zu können. Mark hat mich übrigens einige Zeit später, als wir zusammen auf Exhibition-Tour waren, selbst darauf angesprochen: 'Weißt du noch, wie du mich damals abgeschossen hast?' Ich schätze ihn sehr, weil er immer ein witziger, aber auch bodenständiger Typ ist.“