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Montag, 02 Oktober 2023 08:42

Snooker British Open 2023: Williams knackt Selby

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Snooker British Open 2023: Williams knackt Selby worldsnooker

Wie schlägt man einen Selby? Am besten mit dessen eigenen Waffen. Mark Williams ging auf dem Weg zum 25. Titel in seinem 40. Ranglistenfinale die ganz harte Tour – hungrig, tiefenentspannt und mit eisernen Nerven. Das 10:7 im Endspiel der British Open beschert ihm 100.000 Pfund und die Teilnahme am Champion of Champions im November.

Vor dem Match hatte Mark Selby noch gewitzelt: „Erstaunlich, wie gut Willo drauf ist. Und das in seinem Alter, mit 62? Oder schon 63?“ Nach seinem Triumph konterte der 48-jährige Williams grinsend, er habe immerhin den „gegen den drittbesten Spieler aller Zeiten“ gewonnen, was den Freund und Kameraden ein kleines bisschen zusammenzucken ließ.

Katze oder Maus?

Den ersten Knackpunkt setzte Williams schon im allerersten Frame, den er nach 54 Minuten für sich entschied. Das Momentum nutzte er bis Frame sechs zu einer 5:1-Führung, darunter eine 110 und eine 133. Dann packte Selby sein berühmtes B-Spiel aus und biss sich auf 3:5 zurück ins Match. Er kam aber bis zum Schluss nicht mehr entscheidend heran, obwohl er alles einsetzte, was sein Spiel berühmt und berüchtigt gemacht hat. ITV-Experte Alan McManus kommentierte das Geschehen mit den Worten: „Selby liebt das Katz-und-Maus-Spiel. Aber er ist ungerne selbst die Maus.“

37 Millimeter vor dem Re-Rack

Typisch für den Verlauf des Matchs waren die beiden letzten Frames, die Williams, jeweils mit hohem Rückstand, noch mit betonhartem Matchplay und sahnigen Zuckerbällen in entscheidenden Momenten für sich entschied. Frame 17 stand gar kurz vor dem Re-Rack, obwohl Williams schon Snooker brauchte, aber irgendwann die Lust verlor, sich mit Selby drei Rote an der Fußbande endlos auf 37 Millimetern hin und her zu schieben.

Vor allem einen dürfte der nervenzerfetzende Mitternachts-Marathon schwer begeistert haben: den Namensgeber der Trophäe. Clive Everton, bis 2022 legendärer Snooker-Journalist und jahrzehntelanger Herausgeber des Printmagazins Snooker Scene, gilt als großer Liebhaber taktisch geprägter Scharmützel.

Hartes Brot daheim und unterwegs

Zusätzliches hartes Brot fand der zweitälteste Champion der modernen Snookergeschichte bereits im Vorfeld des Championats auf dem Tisch: „Meine Frau fand, ich sei zu dick, und hat mir eine strenge Diät verordnet. Ich durfte im letzten Monat vielleicht einmal was Gebratenes essen. Ich merke bislang zwar nix von dem, was das gebracht haben soll. Aber ihr wisst ja: Mit dem Boss legt man sich besser nicht an.“

Zumindest die sportlichen Erfolge der asketischen Lebensweise sprechen für sich: In der persönlichen Bilanz konnte Williams gegen Selby auf 12:13 verkürzen, sein Sieg in Cheltenham ist sein dritter British-Open-Titel nach 1997 und 2021, er hat bereits jetzt rund halb so viele Centuries auf dem Konto wie in der gesamten letzten Saison, und den Rekord als ältesten Champion aller Zeiten könnte er dem Waliser Ray „Dracula“ Reardon auch noch abnehmen: Ray gewann 1982 gegen Jimmy White den Grand Prix im Alter von 50 Jahren und 14 Tagen. Mark Williams feiert am 21. März 2025 seinen 50. Geburtstag.

Was gab’s noch?

Williams‘ Halbfinale gegen Hossein Vafaei stand auf des Messers Schneide und hätte auch in der anderen Richtung deutlich ausgehen können. Dem persischen Queue-Künstler fehlte es schlicht an Killerinstinkt. Spätestens nach Vafaeis brillanter 135 zum 3:4 war Williams „kurzzeitig wie weggetreten, da ging gar nichts mehr“, aber Vafaei verlor mehrfach die Stellung in aussichtsreichen Breaks.

Völlig von der Rolle war Mark Selbys Halbfinalgegner Xiao Guodong beim 0:6. Der erfahrene chinesische Allrounder versiebte in Frame drei im Finale auf die Farben eine simple Gelbe vom Punkt und fand nicht mehr ins Spiel zurück. Als Trostpflaster nahm er neben seiner Halbfinalprämie von 20.000 Pfund noch 5.000 Pfund für das höchste Turnierbreak mit – einer 140 aus seinem starken 5:3-Viertelfinale gegen Tom Ford.

Weiter von seinem ersten Silberpokal träumen muss Cheltenhams Lokalmatador Jack Lisowski, der ein Turnier mit großer Klasse spielte, aber nach einem Re-Rack im Decider des Viertelfinals mit 4:5 gegen Mark Selby unterlag.

Die Karawane zieht weiter

Bereits am heutigen Montag zieht die Karawane weiter: In Brentwood startet mit den English Open das nächste Turnier mit 128 Kandidaten. Die beiden Auftaktmatches von Selby und Williams wurden auf den Dienstag verschoben. Und wenn das Eheweib der „Welsh Potting Machine“ ein Herz hat, bekommt der Gatte am Ruhetag ausnahmsweise mal wieder was auf den Löffel, das mehr als nur eine halb verhungerte Kaulquappe satt kriegt.  

***

 

Text: Matthias Breusch, Snooker-Geschichten (satz-ball.de)

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Thomas Hein

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