Es ist kaum zu ermessen, welche Energie und welche Leidenschaft Rolf im Laufe seiner Karriere in die mediale Verbreitung des Snookersports gesteckt hat. Das Spiel war allenfalls Insidern bekannt, als Rolf Kalb die Erfolgsgeschichte des Snooker im deutschsprachigen Raum angestoßen hat. Hierzulande galt der Begriff Snooker eher als Krankheitssymptom oder wurde als asiatischer Kampfsport wegsortiert. In jeder Quizsendung wäre die Frage „Was ist Snooker?“ ein klarer Knock-out für den Kandidaten gewesen.
Dass dies nicht mehr so ist und selbst angesehene Medien Snooker längst als erwähnenswerten Sport akzeptieren, ist Rolf Kalb zu verdanken. Äußerst hilfreich für die Dramaturgie war natürlich auch die hochkarätige Entwicklung des Spiels von Steve Davis über Stephen Hendry und die ersten Erfolge der "Klasse von 1992" bis hin zu medialen Attraktionen wie dem "Beckham des Snooker", Paul Hunter, und seinen drei spektakulären Masters-Triumphen.
Was zeichnet Rolf aus?
Es ist kaum zu beschreiben, mit welcher Leidenschaft Rolf den Snookersport in unsere Wohnzimmer gebracht hat. Im Sport würde man von einer Energieleistung sprechen. Er ist ein sympathischer Workaholic, der Snooker zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat. Zum einen ist Eurosport ihm gefolgt, zum anderen hat er die Zuschauer zunächst durch das Online-Forum und SMS-Textnachrichten sowie später via Twitter in die Übertragungen eingebunden. Snooker war nun mal eine Randsportart, und daher war er stark an jeglichen Interessen der zufälligen Zapper interessiert, von denen viele zu einem treuen Stammpublikum avancierten.
Von der Randsportart zum medialen Ereignis
Snooker hatte in den Anfangsjahren nüchtern betrachtet reine Außenseiterchancen in unseren Breiten. Es gab kaum Tische, da wir zu dieser Zeit eine Poolbillard- und Karambol-Nation waren. Die Deutsche Billard Union richtete bis 1998 lediglich einmal pro Jahr eine Deutsche Meisterschaft aus, und zudem gab auch noch einen zweiten Verband, den Deutschen Snooker Kontroll Verband (DSKV). Dort waren nicht nur die Snooker-Aktiven mehrheitlich zu Hause, sondern auch die besseren deutschen Snookerspieler. Rolf war seinerzeit Pressesprecher der Deutschen Billard Union - und Digitalisierung mit den heutigen Möglichkeiten pure Science Fiction.
Erste Sendungen aus dem Hauptquartier
Ich durfte gemeinsam mit ihm in Paris die ersten Übertragungen angehen. Wir waren in einem Basic-Hotel untergebracht und sind jeden Morgen 20 Minuten bis zum Eurosport-Headquarter gelaufen. Die Qualität der Hotelzimmer spielte keine Rolle, da wir ja oft gut und gern 14 bis 16 Stunden im Sendezentrum von Eurosport zubrachten. In dessen Großraumbüros kamen und gingen viele junge Leute. Sie machten dort wohl "irgendwas mit Medien" ...
Zusammen mit uns waren Mike Smith und Mike Hallett für British Eurosport in Paris. Mit diesen beiden langgedienten Experten gab es zwischen den Sendungen regen Austausch.
Wie schafft man es, 400 Stunden im Jahr mit sich selbst zu sprechen?
Allein das ist unvorstellbar. Mit welcher Geduld, Ruhe und viel Emotion in genau den richtigen Momenten Rolf Kalb das Geschehen auf dem Tisch kommentierte, ist einzigartig.
Welchen Einfluss hatte Rolf auf die Entwicklung der deutschen Snookerszene?
Sein Einfluss war und ist immens, denn im Laufe der Jahre hat er immer wieder versucht, in das internationale TV-Geschehen auch nationale Aspekte einzubauen, wie etwa die Initiative "Deutschland spielt Snooker".
Dank seiner Präsenz und der unzähligen Stunden „on air“ war nur zu verständlich, dass fast jeder Snookerinteressierte, der zu einem Training kam oder an die Tür eines Vereins klopfte, sagte: „Ich bin durch Eurosport auf Snooker aufmerksam geworden, und Rolf Kalb hat mir den Sport und vor allem zu Beginn die Regeln nähergebracht.“
Wir sagen danke
Aus diesem Anlass habe ich ein paar Stimmen gesammelt und als Audioclip an Rolf geschickt.
Genieß' Deinen neuen Lebensabschnitt, mein Lieber.
Dein Thomas Hein