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Dienstag, 23 Juli 2024 07:48

Shanghai Masters 2024: Judd Trump glänzt mit zehn Centuries

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Judd Trump freut sich mit seinem Bruder Jack über den ersten Titel der Saison Judd Trump freut sich mit seinem Bruder Jack über den ersten Titel der Saison picture credit: WST

Ein Saisonauftakt mit Sensationen: Judd Trump in alles überragender Frühform sorgte mit seinem ersten Triumph in Shanghai für das Ende von Ronnie O’Sullivans Siegesserie mit vier Titeln hintereinander. Aber das hoch dotierte Einladungsturnier hatte noch einiges mehr zu bieten …

Die Shanghai Masters lieferten jede Menge Gesprächsstoff für die Weltelite. Weltmeister Kyren Wilson, sein Vorgänger Luca Brecel und die neue Nummer eins Mark Allen kamen gar nicht erst über ihre Startspiele hinaus. Vizeweltmeister Jak Jones und Chinas Starspieler der letzten Saison, Zhang Anda, scheiterten sogar an Wildcard-Amateuren.

Der Magier zaubert

Judd Trump hingegen zeigte sich über sämtliche Matches hinweg in bestechender Verfassung und holte sich souverän gegen Shaun Murphy mit 11:5 den Pokal und die Siegprämie von 210.000 Pfund. Dabei war der „Magier“ mit durchweg starken Auftritten nicht einmal blass: 6:3 gegen John Higgins, 6:2 gegen Zhou Yuelong und in der zweiten Session des Halbfinals ein Comeback gegen Mark Selby von 3:6 und 5:8 auf 10:8 bescherten ihm die Runner-up-Prämie von 105.000 Pfund.

Trump überrollt O’Sullivan

Judds Klasse überstrahlte das komplette Championat. Sein erster Titel im vierten Anlauf war unangefochten. 2012 wurde es gegen John Higgins eng (9:10), 2015 (gegen Kyren Wilson, 9:10), 2017 gegen Ronnie O'Sullivan deutlich (3:10). Im Halbfinale gelang ihm eine ebenfalls klare Revanche gegen O’Sullivan. Nach der Nachmittags-Session stand es bereits 8:1. Ab dem 2:1 waren sechs Centuries in Folge möglich. Trump begnügte sich mit drei hintereinander zum 5:1 sowie drei weiteren Breaks von 82, 71 und 91.

Auch Mark Williams im Achtelfinale (6:2 in einem hochklassigen Match mit acht Breaks über 50) und Si Jiahui im Viertelfinale (ebenfalls 6:2) hatten keine echte Siegchance gegen die Nummer zwei des Rankings.

Starke Wildcard-Besetzung

Acht Wildcard-Spieler hatten die chinesischen Veranstalter zum Turnier gemeldet, um die Top 16 der Weltrangliste herauszufordern: die vier besten Profis unterhalb der Top 16 sowie je zwei erfahrene und zwei blutjunge Amateure. Fünf von ihnen überstanden die Vorrunde. Die größte Überraschung lieferte das 6:3 des 16-jährigen Zhou Jinhao gegen die chinesische Nummer zwei Zhang Anda, 2023 mit Maximum im Finale Sieger der International Championship. Nicht minder unerwartet: das 3:6 von Jak Jones gegen den 39-jährigen Cao Jin. 

Kyren Wilson verliert zu null

Im Achtelfinale, für das die Top 8 gesetzt waren, ging das Favoritensterben weiter. Kyren Wilson bekam gegen die Nummer 23 der Welt, Zhou Yuelong, kein Bein auf den Boden und verlor glatt mit 0:6. Zhou hatte sich bereits mit dem 6:4 gegen Barry Hawkins warmgespielt und drei Centuries in Folge aufs Tuch gezirkelt. Abgesehen von einem 87er-Break blieb Luca Brecel beim 2:6 gegen Si Jiahui, seinen Gegner aus dem legendären WM-Halbfinale 2023, regelrecht blass.

Pang holt sich zwei Decider

Pang Junxu, stärkster Nachwuchsspieler der Saison 20/21, siegte mit 6:5 nach hartem Kampf gegen Mark Allen. Der Nordire verschoss Blau im Endspiel auf die Farben des Deciders.

Im Match zuvor hatte die Nummer 31 der Rangliste ebenfalls einen Entscheidungsframe gewonnen und den zweifachen Scottish-Open-Champion Gary Wilson frühzeitig nach Hause geschickt.

Ding mit Licht und Schatten

Das spektakulärste Match in puncto Drama lieferten sich Ding Junhui und Ali Carter im Achtelfinale. Chinas Legende gewann den Decider mit einer 95er-Clearance.

Carter hatte zuvor als erster Ranking-Sieger der Saison im Finale der Championship League ein 3:1 gegen Jackson Page herausgespielt, sich 33.000 Geldranglistenpunkte gesichert und Platz zehn des Rankings zementiert.

Im Viertelfinale gegen Ronnie O’Sullivan bekam Ding jedoch kein Bein auf den Boden. O’Sullivan reichte ein „Arbeitssieg" zum 6:3.

Gedenken an Ray Reardon

Wenige Minuten vor der Start der zweiten Session des Halbfinals Judd Trump gegen Ronnie O'Sullivan wurde bekannt, dass Ray Reardon im Alter von 91 Jahren verstorben ist. Der Waliser galt in der gesamten Snooker-Szene als eine Seele von Mensch, als stets freundlicher und liebenswerter Gentleman (siehe auch den Blog von Rolf Kalb auf eurosport.de und den Nachruf auf der Website von World Snooker).

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Ray Reardon (r.) mit BBC-Moderatorin Hazel Irvine und Ronnie O'Sullivan (pic: WST)

Ray war mit sechs Titeln in den 1970er Jahren der erste Serien-Weltmeister in der Ära des modernen Snooker. Als junger Bergmann überlebte er bis zu seiner Rettung drei Stunden lang vollkommen verschüttet ein Grubenunglück, in seinem zweiten Beruf als Polizist wurde er für seinen Mut ausgezeichnet, einen gewaltbereiten Mann im Stadtzentrum von Stoke in ruhiger, deeskalierender Manier zu entwaffnen. Snooker-Profi wurde er erst mit 35 Jahren. Sein letztes WM-Finale 1982 gegen Alex Higgins erreichte er mit 49.

Judd Trump und Shaun Murphy betraten die Halle in Shanghai vor dem Finale mit Trauerflor, die Zuschauer erhoben sich respektvoll für eine Schweigeminute.  

Bezahltes Training?

Da das Shanghai Masters nach elf Jahren als Ranglisten-Event seit 2018 als Einladungsturnier geführt wird, haben die hohen Siegprämien keinerlei Auswirkung auf die Weltrangliste. Abgesehen von der Championship League, die in der Sommerpause abgehalten und nur von einem Teil der Spitzenspieler als „bezahltes Training“ (O’Sullivan) genutzt wurde, ist das Treffen in der Metropole am Pazifik eine echte Standortbestimmung der Top 16 vor dem eigentlichen Saisonstart für alle Main-Tour-Spieler, dem neu in den Kalender aufgenommenen X’ian Grand Prix, der ab dem 19. August ausgetragen wird.

Randnotizen

Barry Hawkins verbuchte als Trostpreis die Prämie für das höchste Turnierbreak mit einer 141.

Mark Selby hatte nach seinem frühen Ausscheiden bei der WM im Crucible seinen Rücktritt erwogen. Seine Frau Vikki konnte ihn zum Weitermachen überzeugen. Er zeigte sich in guter Form. Das Halbfinale gegen Murphy hatte keinen Verlierer verdient.

Alle Matches der Woche waren von Beginn an hervorragend besucht. In der Shanghai Grand Stage, einer 1975 erbauten Arena der Größenordnung Westfalenhalle Dortmund/Olympiahalle München, waren rund 3.100 Plätze für das sachkundige Publikum eingerichtet worden, jeweils über 1.500 pro Tisch.

 

Weitere Informationen sowie die Blogs von Rolf Kalb zum Geschehen in der Snookerszene sind über eurosport.de/snooker abrufbar.

 

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Matthias Breusch

* verfolgt das schönste Spiel der Welt seit 1992 * bastelt unverdrossen an seinem ersten half century *  

* Liebhaber virtuoser musikalischer Handarbeiten * Übersetzer von automobilen Traumwelten für Octane * Redakteur von Rock Hard, Metal Hammer, RevierSport und rocks * Headliner und Kolumnist für guitar, drumheads, guitar dreams und guitar acoustic * Kurator des Stilblüten-Menüs Hammermusik für Behämmerte *  

Website & mehr: Snooker-Geschichten (satz-ball.de)

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