Lukas Kleckers legte beim neuen WST Classic in Leicester eine große Serie hin und erreichte erstmals in seiner Karriere das Viertelfinale eines Ranglistenturniers. Den Titel holte am Ende Mark Selby mit 6:2 gegen Pang Junxu. Nach dem Sieg in seiner Heimatstadt wälzte „Mark the Shark“ fröhlich Luxusprobleme: „Ich könnte mich in den Hintern beißen, dass ich im letzten Frame mein viertes Century noch versemmelt habe.“
Das WST Classic war nach der Absage der Turkish Masters aus dem Boden gestampft worden, um vor allem den unteren Rängen der Weltrangliste die Möglichkeit zu geben, vor der WM in Sheffield noch ein wenig Preisgeld zu verdienen. Bis auf den Finaltag erinnerte die Atmosphäre an die Lockdown-Ära: Die Partien fanden ohne Publikum statt.
Century im Decider
Lukas nahm gleich die erste Hürde in einem hochklassigen Match gegen den starken Jimmy Robertson mit Bravour. Den Decider zum 4:3 entschied er mit einer 109 für sich. Die zweite Runde gegen Allan Taylor ging glatt mit 4:0 an die deutsche Nummer eins, die dritte gewann er gegen den Überraschungs-Amateur Haydon Pinhey nach 0:2-Rückstand mit 4:2, darunter drei Breaks über 50. Haydon konnte zuvor Luca Brecel und Elliot Slessor ausschalten.
Beim 4:0 im Achtelfinale ließ Lukas Jackson Page keine Chance, erneut mit drei hohen Breaks. Jackson hatte zuvor seinen Trainingspartner Mark Williams in Runde zwei mit 4:3 nach Hause geschickt. Erst im Viertelfinale gegen Scottish-Open-Champion Gary Wilson (1:4) war das Momentum nicht mehr auf Lukas‘ Seite.
Jimmy ist zu gut für Judd
Der Rest des Felds produzierte so manch erstaunliches Resultat. Altmeister Jimmy White bestätigte seine gute Form mit dem Einzug ins Achtelfinale. Sein größter Skalp war Judd Trump beim 4:2 in Runde drei. Erst der spätere Finalist Pang Junxu bedeutete die Endstation für den 60-Jährigen.
Jimmy kommentierte seine Niederlage wie immer mit fair und mit Stil („Pang íst mein Lieblingsspieler unter den jungen Chinesen“) und ist bester Vorsätze für die WM-Qualifikation: „Mein Ziel ist das Crucible. Ich spiele derzeit einfach zu gut.“
Neben Judd Trump konnte sich auch Neil Robertson nicht für die Tour-Championship vom 27. März bis 2. April in Hull qualifizieren. Beide Stars gewannen in dieser Saison bislang keine Ranglisten-Trophäe. Robertson verlor in Runde zwei im Decider gegen den späteren Viertelfinalisten Oliver Lines.
Niederlage mit Maximum
Thepchaiya Un-Nooh sorgte mit seinem vierten offiziellen Maximum für das Highlight in Runde zwei. Den Schwung der 147 schaffte er allerdings nicht mitzunehmen. Der nächste Frame bedeutete schon das 2:4. Trostpreis für den begnadeten Thailänder sind 5.000 Pfund für das höchste Break.
Auch für Mark Allen war früh Schluss, in Runde zwei mit 1:4 gegen Noppon Saengkam. Gar nicht erst antreten zu seinem zweiten Match konnte Ronnie O’Sullivan, bei dem sich bereits überwunden geglaubte Ellenbogenbeschwerden bemerkbar machten.
Formstark zeigten sich neben Pokalsieger Mark Selby vor allem Stuart Bingham, Ali Carter und John Higgins. Carter schlug Bingham im Viertelfinale 4:2, Selby erlebte unter den letzten acht gegen Higgins (4:2) und im Semifinale gegen Carter (5:0) das bessere Ende mit einer 138 im letzten Frame.
Marathon am letzten Tag
Mit den drei letzten Runden am Finaltag war das WTS Classic eine Marathon-Veranstaltung für die beiden Finalisten. Mark Selby erreichte im Finale seine Bestform mit drei Centuries und gehört mit dem 22. Ranglistensieg seiner Laufbahn zu den heißeren Favoriten auf die Titel in Hull und Sheffield.
Mit Pang Junxu dürfte in Zukunft ebenfalls zu rechnen sein, denn seine Formkurve des Frühjahrs wirkt denkbar stabil. Der „Rookie des Jahres“ aus der Saison 2020/21 stand zuvor bereits im Viertelfinale der German Masters und im Halbfinale der Welsh Open. Dank seiner Finalprämie von 35.000 Pfund kletterte er in der Weltrangliste auf Platz 35.
Spielpaarungen für die Tour Championship
Da Gary Wilson das Finale von Leicester verpasste, schaffte er es nicht mehr, Ding Junhui aus den Top acht der Jahresweltrangliste zu verdrängen. Am Ende fehlten ihm 500 Pfund Preisgeld …
Neben Judd Trump und Neil Robertson, der früh in der Saison auf mehrere Turniere und somit auf Punkte verzichtet hatte, sorgt auch die Abwesenheit der „Klasse von ‘92“ (O‘Sullivan, Higgins, Mark Williams) für einen ungewohnten Turnierbaum:
Montag, 27. März: Mark Allen (1) – Ding Junhui (8)
Dienstag: Ali Carter (4) – Kyren Wilson (5)
Mittwoch: Shaun Murphy (2) – Robert Milkins (7)
Donnerstag: Mark Selby (3) – Ryan Day (6)
Zu sehen sind die Matches bei uns über ein Streaming-Abo bei Matchroom.Live mit britischem Kommentar.
Text: Matthias Breusch