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Snooker Tour Champion 2024: Mark Williams
Die Klasse von '92 setzt weiterhin höchste Standards. Coolness-König Mark Williams spielte beim Treffen der Saisonbesten in Manchester ein grandioses Turnier mit vielen spektakulären Bällen, ähnlich wie bei seinem WM-Triumph 2018. Auf dem Weg zum Titel besiegte er die drei Führenden der Weltrangliste jeweils mit großem Abstand. Ronnie O'Sullivan schmückte das Finale mit vier Frames in 37 Minuten zum 5:3, darunter drei Centuries. Mark konterte die elegante Attacke in der Abendession mit sieben Frames in Serie.
Schon im Halbfinale dominierte Williams den Tisch. Mark Allen drohte beim Stand von 0:9 gar ein white wash. Der Nordire demonstrierte seine ganze Klasse und holte noch fünf Frames, "sonst hätte er bis an mein Lebensende jede Gelegenheit genutzt, mich an das 10:0 zu erinnern". In Frame 15 beendete Williams das Comeback dank einer mit respektablen Bällen gespickten Clearance zum 10:5.
Der Triumph von Mark Williams ist auch deshalb erstaunlich, weil der Waliser in der Qualifikationsrunde gegen Tom Ford praktisch schon vor dem Aus stand. Tom verschoss beim Stand von 54:0 im Decider eine simple Rote und hinterließ ein schier unspielbares Bild auf dem Tisch, das Mark zur Verblüffung sämtlicher Experten mit einer zirkusreifen Clearance zum 10:9 verwandelte.
Verbotene Trainingsmethoden
Die passende Analyse lieferte sein Finalgegner schon vor dem Endspiel. Für O'Sullivan ist der direkte Vergleich von 33:10 Siegen längst irreführend. Williams sei "der beständigste Spieler der letzten fünf Jahre, seitdem er mit der Sight-Right-Methode arbeitet. Er hat einfach seit Jahren keinen schlechten Tag mehr gehabt. Natürlich verliert er auch Matches, wie wir alle. Aber in seiner Beständigkeit in den Bällen ist er einmalig. Der Klang, den seine Pomeranze produziert, wenn er den Ball spielt, ist unfassbar klar. Für mich ist er der denkbar talentierteste Spieler. Wenn er nur nicht so viel chillen und Golf spielen würde ... Er ist erst einen Tag vor Manchester aus China zurückgekommen, wo er eine Woche lang Pool gespielt hat - mit schweren Bällen und einem schweren Queue." Grinsend fügte er an: "So was sollte verboten werden ..."
Judd geht unter
Marks souveränes 10:4 gegen Judd Trump im Viertelfinale bedeutete einen herben Dämpfer für den ehrgeizigen Mann aus Bristol. Neben diversen verschossenen Bällen in aussichtsreichen Positionen (Alan McManus: "Sein schwächster Auftritt der gesamten Saison") erinnerte sein Spiel mehrfach an das Mantra des Fußball-Philosophen Kobra Wegmann: In der ersten Session hatte er kein Glück, und in der zweiten kam noch Pech hinzu.
Judd hatte nach seinem fünften Saisonsieg im chinesischen Yushan gegenüber dem Londoner Sportportal sportsboom.combetont, er wolle noch vor dem Start der WM in Sheffield die Nummer eins der Weltrangliste werden und Ronnie O'Sullivan auf der Spitzenposition ablösen. "Wenn du ein paar Plätze wegrutschst und auf Nummer vier oder was auch immer stehst, hat mir das noch nie gefallen", erklärte er . Das sei zwar "immer noch gut", aber letztlich zähle für ihn nur der Platz als Spitzenreiter.
Hartmann Allen
Von den Kandidaten, die ihren ersten WM-Titel anstreben, scheint Mark Allen mental am stärksten zu sein. Er bleibt auf dem besten Weg, Mark Selby den Ruf abzujagen, der härteste Gegner im Profilager zu sein. Trotz des verheerenden 0:8 in der Nachmittags-Session gegen Mark Williams blieb er für 15 Minuten in der Halle, um geduldig Autogramme zu geben. Die Unterstützung für seine Aufholjagd am Abend war entsprechend herzlich.
Wenig Verständnis zeigte er jedoch für die Entscheidung der World Snooker Tour, das Ereignis auf zwölf Spieler aufzublähen: "Sie hätten bei acht Spielern und einem Tisch bleiben sollen. Damit ist ein wirklich gutes Turnier, das wir alle anstreben, verwässert worden."
Ronnie bleibt kühl
O'Sullivan hat zum ersten Mal in seiner langen Karriere den Platz an der Sonne zwei Jahre hintereinander verteidigt. Er fährt als Nummer eins nach Sheffield. Den heiß erwarteten Auftakt gegen Ali Carter vor ausverkauftem Haus gestaltete er geschäftsmäßig nüchtern und hochkonzentriert. Resultat: sein 19. Sieg im 20. Aufeinandertreffen. Die hitzigen Emotionen nach dem Masters-Finale der beiden ("Ali ist ein verdammter Alptraum"/"Ronnie rotzt den Teppich voll") waren kein Thema mehr: "Ich habe daraus gelernt", sagte er im Interview mit ITV. "Ich werde mich zu anderen Spielern und ihren Aussagen nicht mehr äußern."
Da ihn sein Perfektionismus so stark belastet hat, dass er die großen Erfolge dieser Saison kaum genießen konnte ("spieltechnisch war es kein gutes Jahr"), hat O'Sullivan erneut seinen langjährigen Psychologen Steve Peters in sein Coaching-Team geholt.
Gary beißt rein
Auch Ronnies Halbfinalgegner Gary Wilson, mittlerweile in den Top Ten angekommen, legt die Latte für sein Spiel himmelhoch: "Selbst bei den Turnieren, die ich gewonnen habe, gab es Phasen, wo mein Spiel im Keller war. Aber das hilft mir, weil ich mich dann erst recht reinbeiße. Wenn du die Deckung aufmachst und nur 99 statt 100 Prozent gibst, kann dich der kleinste Fehler das Match kosten."
Drei Frames in 33 Minuten
Das höchst unterhaltsame Match der beiden sorgte für Snooker der Spitzenklasse. Kommentator Dave Hendon nannte es auf ITV "einen Boxkampf an der Klippenkante". Ronnie drehte nach zwei starken Clearances von Gary zum 7:7 in bester Manier auf, holte die letzten drei Frames in nur 33 Minuten und zog mit einer unwiderstehlichen 129 über die Ziellinie.
"Ich schätze Gary sehr", sagte O'Sullivan auf ITV. "Wir sind gute Freunde geworden. Er ist ein ehrlicher Kerl, ein wunderbarer Typ, und es ist schön, dass er mittlerweile Turniere gewinnt. Er liebt das Spiel, und es frustriert ihn manchmal, ähnlich wie mich. Er denkt: Warum kann ich nicht öfter gut spielen? Jetzt lernt er, dass das nicht immer klappen kann. Du brauchst Geduld, um dir selbst eine Chance zu geben."
Wir waren nicht dabei
Nicht vertreten in Manchester war Weltmeister Luca Brecel auf Platz 37 des Jahres-Rankings, ebenso wie Titelverteidiger Shaun Murphy (22) und Vorjahresfinalist Kyren Wilson (19), der zweifache Tour-Champion von 2021 und 2022, Neil Robertson (36) sowie dessen Vorgänger Stephen Maguire (20).
Auch David Gilbert (28), Jack Lisowski (30), Xiao Guodong (31), Rob Milkins (35), Thepchaiya Un-Nooh (40), Stuart Bingham (57) oder Joe Perry (63) konnten in diesem Spieljahr nicht genügend Punkte sammeln.
500.000 Pfund Preisgeld
Dotiert war das Elite-Turnier mit 500.000 britischen Pfund: 150.000 gab es für den Sieger, 60.000 für den Finalisten, 40.000 für das Erreichen des Halbfinales, 30.000 für das Viertelfinale, 20.000 für die Verlierer der Qualifikation und 10.000 für das höchste Break (eine 142 von Mark Allen).
Fast so laut wie London
Die Atmosphäre im ehemaligen Zentralbahnhof von Manchester hat bei den Spielern für Begeisterung gesorgt. Die Stimmung in den überwiegend ausverkauften Sessions erinnerte an das Londoner Masters, vor allem im One-table-setup ab dem Halbfinale. Ronnies Kommentar: "London ist richtig laut. Aber das hier kommt nah dran."
Das Manchester Central wird seit 1982 als Multi-Event-Komplex genutzt, vor allem für Rockkonzerte und Parteitage. Es diente erstmals als Austragungsort für die Tour Championship, bevor die WM samt Qualifikation das schönste und härteste Spiel der Welt in den Marathon-Modus schaltet.
Die Resultate von Manchester
Montag, 1. April
Mark Allen - John Higgins 10:7 (Spielzeit: 5:59 Stunden; Allen lag 1:4 hinten, gewann drei black ball games und erzielte drei Centuries)
Dienstag, 2. April
Ali Carter - Barry Hawkins 10:8 (Carter führte nach der ersten Session mit 7:1)
Gary Wilson - Mark Selby 10:8 (Selby kündigte nach der Niederlage an, er werde seine Karriere schlagartig beenden, sollte er im Crucible ähnlich schwach spielen)
Mark Williams - Tom Ford 10:9 (zwei Frames der Abendsession wurden über respotted blacks entschieden; beide holte Williams; Tom spielte vier Centuries, darunter eine 136 und eine 138 - und führte im Decider 54:0, als Williams eine schier unspielbare Clearance gelang)
Mittwoch, 3. April
Ronnie O’Sullivan - Ali Carter 10:2 (beim Stand von 0:7 gelang Ali eine 141)
Donnerstag, 4. April
Judd Trump - Mark Williams 4:10 (ein Match ohne Centuries; Williams kontrollierte das Geschehen ab Frame eins in unnachahmlicher Manier; ihm gelangen mehrere Steals nach Rückstand)
Zhang Anda - Gary Wilson 8:10 (Gary lag vor seinem Endspurt mit 7:8 zurück)
Ding Junhui - Mark Allen 8:10 (Allen spielte in Frame zehn das höchste Turnierbreak mit einer 142)
Freitag, 5. April, Halbfinale 1
14:00 Uhr/20:00 Uhr
Ronnie O'Sullivan - Gary Wilson 10:7 (ein faires Treffen auf Augenhöhe; Gary setzte sich unter anderem wegen einer umstrittenen Foul-Entscheidung für Ronnie ein; Referee Paul Collier, der im Übrigen das WM-Finale leiten wird, blieb bei seiner Entscheidung gegen Ronnie.)
Samstag, 6. April, Halbfinale 2
Mark Williams - Mark Allen 10:5 (In Frame fünf war Williams auf Maximum-Kurs; die 15. Rote wollte nicht fallen.)
Sonntag, 7. April, Finale
Mark Williams - Ronnie O'Sullivan 10:5